Portrait PD Dr. Tanja Gojny
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PD Dr. Tanja Gojny

Schulgottesdienste in der Pluralität. Theoretische
Grundlegung, konzeptionelle Bestimmungen und Handlungsorientierungen


Schulgottesdienste, die in vielen Bundesländern das Schulleben prägen, sind ein plurales Phänomen: Große Unterschiede gibt es etwa bezüglich der Anlässe, der Zielgruppen, der Teilnehmenden-Anzahl, der liturgischen Gestaltung, der Veranstaltungsorte und der aktiv Beteiligten. In ihrer Vielfältigkeit werden sie dadurch herausgefordert, dass religiöse wie weltanschauliche Pluralität in Schule und Gesellschaft zunehmen. Auch wenn Schulgottesdienste in den Regionen, in denen sie etabliert sind, nur selten einer Grundsatzkritik unterzogen werden, ist u.a. zu fragen: Inwiefern lassen sie sich als Angebote christlicher Glaubenspraxis an öffentlichen Schulen rechtfertigen bzw. begründen? Sind nicht ggf. andere Formen (religiöser) Feiern angemessener? Welche Maßstäbe gibt es für die Qualität entsprechender Angebote? Und nicht zuletzt: In welche Richtung sollte das (religiöse) Schulleben in Zukunft weiterentwickelt werden?

In der Habilitationsschrift „Schulgottesdienste in der Pluralität“ entwickelt Tanja Gojny erstmals eine Theorie des Schulgottesdienstes. Hierfür verortet sie das Phänomen zunächst multiperspektivisch in aktuellen praktisch-theologischen, liturgischen, rechtlichen sowie religions- und schulpädagogischen Diskursen. Diese systematisierende Diskurs-Inventarisierung mündet in der Charakterisierung von Schulgottesdiensten als Zwischenräume zwischen Kirche und Staat, Individuum und Institution, öffentlichem und nicht öffentlichem Raum sowie als Zwischenzeiten besonders bei Unterbrechungen des Schullebens durch Tod und Trauer sowie an den Schwellen der (Bildungs-)Biografie.

Hiervon ausgehend setzt sich die Autorin mit der Frage nach „guten“ Gründen für Schulgottesdienste auseinander. Dabei werden die unterschiedlichen Begründungen nach drei wesentlichen Richtungen hin entfaltet – im Hinblick auf die Schüler*innen, die Institution Schule und damit auch auf die Gesellschaft sowie auf die Institution Kirche. Es wird deutlich, wie auch berechtigte Begründungs- und Zielperspektiven bisweilen in Spannung zueinander geraten, z.B. die Betonung der Zweckfreiheit von Gottesdienst auf der einen und funktionale Bestimmungen wie die seelsorgerliche und rituelle Begleitung der Schüler*innen oder die Übernahme zivilgesellschaftlicher bzw. -religiöser Aufgaben auf der anderen Seite. Die Überlegungen münden in die Entwicklung eines kontextbezogenen Modells des Spielraums Schulgottesdienst zur genaueren Wahrnehmung, Reflexion und auch als Basis zur pluralitätsfähigen Weiterentwicklung dieses Angebots. Dabei werden unterschiedliche Qualitätsdimensionen beleuchtet und auch hier wieder Spannungsfelder herausgearbeitet: Im Zusammenhang der Konzeptqualität wird etwa die Frage nach geeigneten Feierformen in der Spannung zwischen Identität und Verständigung diskutiert, im Kontext der Strukturqualität u.a. die Frage nach geeigneten Räumen in der Spannung zwischen Sakralität und Profanität und im Rahmen der Prozessqualität u.a. die Frage nach der Bedeutung der aktiven Beteiligung von Schüler*innen in der Spannung zwischen der Ermöglichung von innerer Beteiligung und Distanznahme. Die Ergebnis- bzw. Erlebensqualität fragt schließlich nach Kriterien für die konkrete Gestaltung z.B. der Musik in der Spannung zwischen Zielgruppenorientierung und Qualitätsanspruch. Ein Blick auf „verwandte“ Feierformen wie multi- oder allgemeinreligiöse Feiern komplettiert im Sinne religiöser Pluralitätsfähigkeit diese umfassende Untersuchung des Schulgottesdienstes als Brennpunkt religiösen Lebens an Schulen, der auch religionspolitisch relevant ist.

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Habilitationspreisträgerin PD Dr. Tanja Gojny während ihres Science Slams bei den FAU Awards 2020
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Portait PD Dr. Tanja Gojny mit Urkunde
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