A Short Reference Grammar of Qurʾānic Arabic Gender and Number Agreement
Im Arabischen richtet sich die Kongruenz, also die Übereinstimmung der grammatischen Form von Verben, Adjektiven und Pronomina mit ihrem Bezugswort, nicht immer nach der grammatischen Form des letzteren, sondern häufig nach dessen semantischen Eigenschaften. Siehe ḥamīrun marīḍatun ‚kranke (f.sg.) Esel (m.pl.)‘, wo die feminin-singularische Form des Adjektivs anzeigt, dass Esel nicht-menschlich/nicht-rational sind (sog. deflected agreement). Ein besonders reiches Spektrum an semantisch motivierten Kongruenzphänomenen, die trotz ihrer hohen linguistischen Relevanz bisher wenig untersucht sind, bieten die nicht-standardisierten Varietäten des Arabischen—darunter der Koran. Mein Projekt widmete sich diesem kulturell wie sprachgeschichtlich weichenstellenden Text entlang der folgenden Leitfragen: Wie „funktioniert“ im koranischen Arabisch Kongruenz? Wie sind die „exotischen“ Kongruenzformen des Arabischen entstanden? Die Untersuchung erfolgte im Rahmen einer Volltextstudie des Korans in Gegenüberstellung mit benachbarten Varietäten, im semitischen Kontext und unter Heranziehung von Sprachtypologie, kognitiver Linguistik, Anthropologie und Koranexegese. Präsentiert werden die Ergebnisse in Form einer Referenzgrammatik mit Konkordanz, wobei die überdachenden linguistischen Themen in einem „Alphabetic summary of transversal topics“ dargeboten sind. Zu den wichtigsten Ergebnissen des Projekts gehören: 1. Identifikation der Grammatikalisierungsquelle von deflected agreement, 2. Nachweis, dass der Koran weit mehr frühneuarabische (dialektale!) Merkmale enthält als bisher bekannt, 3. Erkenntnis, dass das koranische Kongruenzsystem ein Spiegel der vor- und frühislamischen kosmologischen Vorstellungen ist, wo Naturerscheinungen (Sterne, Winde, Berge …) als „other-than-human persons“ firmieren. Die Gesamtergebnisse sind von Relevanz u.a. für Fragen der Entstehung der arabischen Diglossie, Kanonisierung des Korans, vorderorientalischen Intertextualität und Ideengeschichte, des Einflusses von Weltwahrnehmung auf Sprachgebrauch/-evolution und sogar für die heute virulente Genus-Sexus-Frage in der Debatte um das Gendern.
Hier geht es zum Video des Science Slams: Link folgt in Kürze.
Vita
zur Vita von PD Dr. Melanie Hanitsch
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Im Arabischen richtet sich die Kongruenz, also die Übereinstimmung der grammatischen Form von Verben, Adjektiven und Pronomina mit ihrem Bezugswort, nicht immer nach der grammatischen Form des letzteren, sondern häufig nach dessen semantischen Eigenschaften. Siehe ḥamīrun marīḍatun ‚kranke (f.sg.) Esel (m.pl.)‘, wo die feminin-singularische Form des Adjektivs anzeigt, dass Esel nicht-menschlich/nicht-rational sind (sog. deflected agreement). Ein besonders reiches Spektrum an semantisch motivierten Kongruenzphänomenen, die trotz ihrer hohen linguistischen Relevanz bisher wenig untersucht sind, bieten die nicht-standardisierten Varietäten des Arabischen—darunter der Koran. Mein Projekt widmete sich diesem kulturell wie sprachgeschichtlich weichenstellenden Text entlang der folgenden Leitfragen: Wie „funktioniert“ im koranischen Arabisch Kongruenz? Wie sind die „exotischen“ Kongruenzformen des Arabischen entstanden? Die Untersuchung erfolgte im Rahmen einer Volltextstudie des Korans in Gegenüberstellung mit benachbarten Varietäten, im semitischen Kontext und unter Heranziehung von Sprachtypologie, kognitiver Linguistik, Anthropologie und Koranexegese. Präsentiert werden die Ergebnisse in Form einer Referenzgrammatik mit Konkordanz, wobei die überdachenden linguistischen Themen in einem „Alphabetic summary of transversal topics“ dargeboten sind. Zu den wichtigsten Ergebnissen des Projekts gehören: 1. Identifikation der Grammatikalisierungsquelle von deflected agreement, 2. Nachweis, dass der Koran weit mehr frühneuarabische (dialektale!) Merkmale enthält als bisher bekannt, 3. Erkenntnis, dass das koranische Kongruenzsystem ein Spiegel der vor- und frühislamischen kosmologischen Vorstellungen ist, wo Naturerscheinungen (Sterne, Winde, Berge …) als „other-than-human persons“ firmieren. Die Gesamtergebnisse sind von Relevanz u.a. für Fragen der Entstehung der arabischen Diglossie, Kanonisierung des Korans, vorderorientalischen Intertextualität und Ideengeschichte, des Einflusses von Weltwahrnehmung auf Sprachgebrauch/-evolution und sogar für die heute virulente Genus-Sexus-Frage in der Debatte um das Gendern.
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