Beitrag der Studierendenvertretung 2020

Glückwünsche zum Jubiläum überbrachten im Namen der Studierendenvertretung die Studentinnen Lisa Heger und Lasvini Suganthan. „Die FAU bewirbt sich am liebsten mit dem Wort innovativ. Das bedeutet neu, gewagt, bahnbrechend – und es bedeutet mutig“, sagten sie. Sie erhofften sich von der FAU mutige Entscheidungen und den Mut, sich ihrer gesellschaftlichen Rolle bewusst zu Sein und mahnten: „Treffen Sie Entscheidungen, denken Sie weiter, setzen Sie Prioritäten, seien Sie sich der gesellschaftlichen Verantwortung der FAU und Ihrer zukünftigen Absolventinnen und Absolventen bewusst und nicht nur der Verantwortung gegenüber der Wirtschaft oder bestimmten politischen Agenden.“

Den Beitrag der Studierendenvertretung sehen Sie hier.

Die Rede als Text

Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Studierende,
auch wir Studierenden dürfen heute zum Geburtstag unserer Universität sprechen. Unserer Bildungs-Heimat, unserer Lern-Familie auf Zeit.
Einige von ihnen und euch erwarten vielleicht, dass wir über die Herausforderungen der aktuellen Situation sprechen und darüber, welche Wünsche wir an den Umgang damit haben. Es gäbe viel zu besprechen: Immer noch sind viele Studierende in dramatischen, finanziellen Notlagen. Immer noch ist nicht geklärt, wie Studierende mit Kindern gleichberechtigt am Studium teilnehmen können, wenn Betreuungsmöglichkeiten geschlossen werden müssen. Es gibt immer noch Studierende, die wegen fehlender technischer Ausstattung nicht teilhaben können. Auch manches digitale Material ist nur so mittelprächtig. Vor allem beschäftigt uns immer noch die fehlende soziale Interaktion.
Aber heute Abend müssen wir darüber nicht sprechen, denn wir sind bereits jeden Tag und abseits von Kameras zu diesen Themen im Gespräch und arbeiten an Lösungen. Das ist super gut und deshalb, jetzt etwas anderes.
Wir möchten über die Zukunft sprechen und über unsere gemeinsamen Herausforderungen, fernab von den rätselhaften Zoom-Funktionen und fehlendem Breitbandanschluss. Darüber sprechen, was uns in dieser Situation bisher so geholfen hat und was wir der FAU und uns als FAUler*innen wünschen für das kommende Jahr: Wir wünschen uns Mut.
Wir dürfen mutig sein. Wir können mutig sein. Wir sollten mutig sein.
Wir müssen uns vor den anstehenden Herausforderungen nicht fürchten, denn wir leben von ihnen. Die Universität entsteht aus dem Wunsch heraus, Komplexitäten zu verstehen und gemeinsam Ideen zu entwickeln und mit diesen Komplexitäten umzugehen.
Wir müssen nicht die Augen verschließen vor Klimawandel, Digitalisierung, sozialer Ungerechtigkeit, Rassismus. Politischer Radikalisierung, Umstrukturierung der Arbeitswelt, Pandemie. Wir müssen nicht und wir dürfen es nicht.
Denn wir können all diese Probleme und Veränderungen als Aufgaben für uns begreifen. Wir können sie zu unseren Fragestellungen und zu unseren Forschungsinhalten machen. Dazu sind wir verpflichtet, wenn wir bemerken, dass unser Beitrag in einer Debatte aus Halbwahrheiten, Emotionen, Angst und Unverständnis fehlt.
Wir können mutig sein. Wir müssen uns nicht in Halbwahrheiten flüchten und die Diskussion mit Emotionen und Angst führen. Wir können für Verständnis sorgen.
Denn wir sind die mit dem Wissen, den Hintergründen, den Lösungen. Wir können mutig an Probleme und Herausforderungen herantreten und müssen sie nicht totschweigen oder von ihnen ablenken. Wir haben die Werkzeuge und die Ideen, um den Problemen und Herausforderungen zu begegnen.
Wir dürfen, können und sollten mutig sein.
Die FAU bewirbt sich am liebsten mit dem Wort „innovativ“ – das bedeutet neu, gewagt, bahnbrechend, herausragend, problemlösend und es bedeutet „mutig“.
Innovation erfordert Mut. Innovatives Denken, Forschen, Lehren und Lernen, das braucht Mut, dazu müssen wir alle mutig sein. Wir müssen mutig Entscheidungen treffen, Schritte voraus machen, neues Terrain erkunden und auch mutig Fehler machen und daraus lernen.
Das beginnt damit, sich unserer gesellschaftlichen Verantwortung als Universität bewusst zu sein, bei der Betrachtung unserer Forschung, unserer thematischen Ausrichtung und unserer personellen Aufstellung. Denn die FAU trägt zur gesellschaftlichen Veränderung bei. Nicht nur durch ihre Forschung, sondern auch durch die Förderung der Vielfalt an der FAU. Vielfalt, die sich auch in der Gesellschaft widerspiegelt. Die gleichberechtigte Mitbestimmung aller Angehörigen der FAU bei Entscheidungen. Die Abbildung unserer diversen Gesellschaft in der Besetzung der Stellen in Forschung und Lehre. Das gezielte Fördern von FAUler*innen aus benachteiligten Gruppen, während des Studiums und auf den Karriereleitern. Das Bearbeiten von neuen Fragen und unangenehmen Themen. Was an der Universität Thema ist, das wird auch in der Gesellschaft und der Wirtschaft Thema werden. Wir können die Aufmerksamkeit lenken, Trends und Maßstäbe setzen.
Das beginnt damit, hier an der FAU Raum für Themen zu schaffen; in den Curricula, in den öffentlichen Veranstaltungen, in den Strukturen, in der leitenden Strategie. Universität heißt nicht, dass sich nur Studierende unter sich austauschen, sondern auch Austausch zwischen den verschiedensten Ebenen ermöglicht wird. Mit Dozent*innen, Professor*innen, der Verwaltung, der Gesellschaft und Expert*innen. Dieser Mut zum Austausch fängt für uns mit der Immatrikulation an und sollte nicht während des Studiums in Vergessenheit geraten. Dieser Austausch muss in Bewegung bleiben. Genauso wie das Wissen und vor allem die Lehre. Das letzte Semester war sehr abhängig von Kommunikation und Austausch zwischen verschiedenen Ebenen. Wir sind auf Hürden gestoßen, doch die Bequemlichkeit, auf bekannte Strukturen zurückzugreifen, hatten wir nicht. Das ist der Anstoß, den wir brauchen, um Out-of-the-Box zu denken. Eine abstrakte Herangehensweise an Lehre und Studium.
Das beginnt auch damit, nicht nur ideell, sondern auch finanziell dort zu fördern, wo wir Studierenden für das mutig Sein in der Zukunft ausgebildet werden und noch viel wichtiger, wo wir Studierenden dazu ausgebildet werden, die Schülerinnen und Schüler von morgen für eine mutige Zukunft auszubilden. Wir brauchen eine sichere Finanzierung und Verbesserung der Bedingungen im Lehramts-Studium aller Schularten. Wir brauchen Programme, die es den Studierenden aller Fächer erlauben, sich über ihre Fachexpertise hinaus zu bilden und damit noch besser auf die komplexen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft vorbereitet zu sein. Wir brauchen keine Ausbildung, die uns besonders marktverträglich entlässt, sondern eine Ausbildung, die uns befähigt und dazu anregt über den Tellerrand hinaus zu sehen und zu denken.
Wir brauchen kein Hin- und Herschieben von Schuld und Verantwortung, sondern Verantwortliche, die die Aufgaben annehmen und zuerst fragen, was wir an der FAU tun können. Um Probleme zu lösen und sie nicht mit der Begründung abtun, andere müssten sie für uns lösen.
Wir dürfen mutig sein. Wir können mutig sein. Wir sollten mutig sein.
Das ist Innovation und das wünschen wir Studierenden uns für die FAU und von Ihnen – von der Leitung der FAU, von unseren Professorinnen und Professoren, Dozentinnen und Dozenten und ganz besonders von den Entscheidungsträger*innen in Politik und Wirtschaft, die uns heute zuhören.
Seien sie mutig. Treffen sie Entscheidungen, denken sie weiter, setzen sie Prioritäten, seien sie sich der gesellschaftlichen Verantwortung der FAU und ihrer zukünftigen Absolvent*innen bewusst und nicht nur der Verantwortung gegenüber der Wirtschaft oder bestimmten politischen Agenden.
Wir dürfen mutig sein. Das ist aufregend und macht Spaß! Legen wir los!